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Wilhelm Bollmann
Von Stadtwiki
Wilhelm Bollmann (* 2. September 1895 in Karlsruhe; † 16. Januar 1942 an der Ostfront) war Pfarrer in Pforzheim, Mitglied des Bundes der Religiösen Sozialisten und Gegner des Nationalsozialismus
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Beruflicher Werdegang
Wilhelm Bollmann studierte Theologie in Heidelberg, war im 1. Weltkrieg vier Jahre lang Soldat, ab 1922 als Vikar an der Mittel-Schlosspfarrei in Karlsruhe Vikar, später in Karlsruhe in der Oststadt und in Mühlburg und 1927 kurzfristig als Vertretung am Krankenhaus Gaggenau.
Pfarrer an der Seite der Arbeiterbewegung
Bollmann übernahm ab 1. Oktober 1927 in Pforzheim die Pfarrei im Arbeiterviertel Buckenberg. Er war wie die früheren Vikare in Pforzheim, Erwin Eckert und Heinz Kappes, und Pfarrer Güß in Stein Mitglied des Bundes der Religiösen Sozialisten. Diese Gruppe innerhalb der evangelischen Landeskirche stellte den sozialen Auftrag der Kirche in den Mittelpunkt und stand der SPD und den Gewerkschaften nahe. So trat Bollmann 1932 in Pforzheim und Umlandgemeinden regelmäßig als Redner der „Eiserne Front“ auf, einem Zusammenschluss von SPD, freien Gewerkschaften, Arbeitersport- und Arbeiterkulturvereinigungen zur Verteidigung der Republik gegen die wachsende faschistische Gefahr.
Die „Religiösen Sozialisten“ warnten früh vor dem Hakenkreuz, denn es bedeutet – so in einem beinahe prophetischen Aufruf am 10. Juli 1932: "Hass, Gewalttätigkeit, Recht des Stärkeren, Herrenmenschentum, Ausmerzung der Schwachen ... Völkerverhetzung und Krieg, Zerstörung und Untergang".
Engagement in Pforzheim im Schussfeld der Nazis
Die hohe Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise 1929 und die zunehmende Jugendkriminalität veranlassten ihn zu tätiger Nächstenliebe. Von 1930 an bekamen oft über 100 Kinder nachmittags Milchkaffee, Kommissbrot und Zwetschgenmus – häufig die einzige tägliche Mahlzeit. Die Aktivitäten der NSDAP und das Verhalten der Kirchenleitung machten den sozialen Tätigkeiten bald ein Ende.
Die Nazis verboten den Bund der Religiösen Sozialisten am 18. Juli 1933. Nach Auskunft der Tochter Doremarie wurde ihr Vater mehr als einmal beim Oberkirchenrat vorgeladen, „weil er für Hitler nicht gebetet hatte“. Am 7. April 1935 überlegte die badische Kirchenleitung, dass man Bollmann „unter Umständen nicht decken könne, wenn der Staat gegen ihn vorginge“. Am 1. August 1935 versetzten ihn die Kirchenoberen von Pforzheim weg nach Karlsruhe-Hagsfeld.
Am 26. August 1939 wurde der Vater von vier Kindern zur Wehrmacht eingezogen, wurde Hauptmann, erhielt das Eiserne Kreuz I und II und fiel am 16. Januar 1942 an der Ostfront.
Literatur
- Ausstellung: Mut zum Widerstehen – Pforzheim 1933 – 1945, Dokumentation der Ausstellungstafeln, Hrsg.: Stadtjugendring Pforzheim und Volkshochschule, Redaktion: Gerhard Brändle, Pforzheim, 1995
- Odenwald, Doremarie: Brief vom 2.11.1993 an Gerhard Brändle
- Schroth, Karl: Und immer wieder für die Freiheit: Pforzheimer sozialdemokratische Arbeiterbewegung 1924-1939, Pforzheim, 1977