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Wilhelm Eisenlohr
Von Stadtwiki
Wilhelm Friedrich Eisenlohr (* 1. Januar 1799 in Pforzheim; † 9. Juli 1872 in Karlsruhe) war Physiker und Professor in Mannheim und Karlsruhe.
Leben
Wilhelms gleichnamiger Vater stand in den 1790er Jahren in Pforzheim in den Diensten der markgräflich badischen Verwaltung. Die Beförderung des Vaters zum Oberamtmann in Durlach veranlasste die Familie im Jahre 1802 nach dort zu übersiedeln. Da Wilhelm Eisenlohr bereits 1810 starb, gelang es der Mutter, die noch drei weitere Kinder zu versorgen hatte, nur unter großen Opfern, Wilhelm Friedrich bis zum Jahre 1813 das dreiklassige Durlacher Pädagogium besuchen zu lassen.
Mit ungewöhnlichen Talenten, vor allem für die Fächer Mathematik und Naturwissenschaft, ausgestattet, verstand es der junge Eisenlohr, der in Oberkirch auf den ihm wenig zusagenden Beruf eines Kanzleischreibers vorbereitet wurde, sich nebenbei durch unermüdliches Selbststudium so weit zu schulen, dass er 1817 mit Erfolg die Reifeprüfung ablegen konnte. Anschließend widmete er sich an der Universität Heidelberg dem Studium der Kameralwissenschaften. Auf Empfehlung des Professors für Mathematik, Franz Ferdinand Schweins, den der Bildungseifer und die überdurchschnittliche Aufnahmefähigkeit des jungen Mannes sichtlich beeindruckte, wurde Eisenlohr ohne besondere Abschlussprüfung im Jahre 1819 als Nachfolger Adolf Diesterwegs zum Professor der Mathematik und Physik am Lyzeum in Mannheim ernannt.
In Mannheim vermählte sich Eisenlohr 1824 mit Gertrud Itzstein, der Tochter des Mannheimer Hofgerichtsrats Johann Adam von Itzstein. Dem vielseitigen und tüchtigen Lehrer, der nebenbei Vorsteher des Obereichamtes war, übertrug man 1825 am Lyzeum auch den Unterricht in Philosophie. Gelegentlich versuchte er sich außerdem auf der politischen Bühne. Unter Mithilfe Eisenlohrs erteilte man in Mannheim seit Oktober 1835 regelmäßigen Gewerbeschulunterricht. In Anerkennung seiner Bemühungen wurde er deshalb von der Regierung des Unterrheinkreises auch in den Beirat für Gewerbeschulangelegenheiten berufen. Als Vorstand der mineralogischen Sektion des Vereins für Naturkunde entfaltete Eisenlohr darüber hinaus eine rege Vortragstätigkeit. Im Jahre 1836 erschien erstmals sein Lehrbuch der Physik, das so weite Verbreitung fand, dass er noch kurz vor seinem Tode die 10. Auflage bearbeiten musste.
Längst war man höheren Orts auf Wilhelm Friedrich Eisenlohr aufmerksam geworden. So wurde er 1840 als Professor der Mathematik und Physik an das Lyzeum in Karlsruhe versetzt mit der Verpflichtung, gleichzeitig den Lehrstuhl für Physik in der Polytechnischen Schule - der heutigen Universität - wahrzunehmen. Die Verwaltung des Großherzoglich Physikalischen Kabinetts, die Eisenlohr ebenfalls oblag, erfolgte zunächst ehrenamtlich. Auch in Karlsruhe entfaltete er alsbald eine umfassende Tätigkeit. Auf Bitten verschiedener Fachleute übernahm Eisenlohr das Präsidium des neugegründeten Naturwissenschaftlichen Vereins.
Eine Studienreise, die zugleich der Bestellung neuer Apparate und Messinstrumente für das Karlsruher Kabinett diente, führte ihn über München, Wien, Prag, Dresden, Leipzig, Berlin, Göttingen nach Frankfurt. Hierbei versäumte er nicht, allen an diesen Orten ansässigen Gelehrten seiner Fachrichtung seine Aufwartung zu machen, und so die Grundlage zu seinen späteren weitreichenden Verbindungen zu legen. Mehrfache Reisen nach England, Frankreich, der Schweiz und schließlich eine Fahrt nach Italien erweiterten später seinen Gesichtskreis.
Einer solchen Inspektions- und Forschungsreise nach dem in technischer Beziehung als Vorbild dienenden England im Jahre 1846 verdankte Baden die Errichtung der ersten Telegraphenlinien von Karlsruhe nach Durlach (1847) und von Mannheim nach Heidelberg (1847-1848). Um den Schwierigkeiten eines doppelten Lehramtes aus dem Wege zu gehen, die den impulsiven Mann mehrfach mit den Direktoren der beiden Anstalten in Konflikt brachten, entband man ihn 1855 seines Postens am Karlsruher Lyzeum.
An äußeren Ehrungen sollte es dem verdienten Sohne Pforzheims nicht fehlen. 1845 verlieh man ihm den Charakter eines Hofrats, 1859 den eines Geheimrats 2. Klasse. Die Ehrendoktorwürde der Universitäten Freiburg und Basel, sowie die Verleihung verschiedener Orden waren weitere Anerkennungen seiner Leistungen. Zusammen mit Medizinalrat Dr. Robert Volz führte Eisenlohr den geschäftsführenden Vorsitz der 1858 in Karlsruhe tagenden Versammlung der deutschen Naturforscher und Arzte. Der Verein für wissenschaftliche Belehrung, den man im Anschluss an diese Tagung ins Leben rief, ermöglichte es, die bekanntesten Wissenschaftler der damaligen Zeit aus den verschiedensten Fachgebieten zu Vorträgen nach Karlsruhe zu verpflichten.
Gesundheitliche Rücksichten - neben Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf den Neubau des physikalischen Kabinetts - veranlassten Eisenlohr, im Frühjahr 1865 um seine Versetzung in den Ruhestand nachzusuchen, die mit Schluss des Schuljahres im Herbst 1865 genehmigt wurde. Ein seit März 1871 in zunehmendem Maße sich bemerkbar machendes Herzleiden setzte am 9. Juli 1872 dem Leben des rührigen Mannes ein Ende.
Literatur
- Badische Heimat, Goldstadt Pforzheim, Sept. 1970
- Wilhelm Friedrich Eisenlohr, in: Stolberg-Wernigerode, Otto zu: Neue deutsche Biographie, Bd.: 4, Dittel - Falck, Berlin, 1959 (Digitalisat)