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Pforzheimer Straßenbahn

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Beiwagen der alten Pforzheimer Straßenbahn

Erstellung einer elektrischen Straßenbahn. Aus einer Sitzung des Bürgerausschusses 1908

Zur Sitzung des Bürgerausschusses (vom 24.Februar 1908) lag dem Bürgerausschuss ein Antrag vor, einem Vertrag zwischen der Lokaleisenbahn-Aktien-Gesellschaft zu Karlsruhe und der Stadtgemeinde zuzustimmen und zur weiteren Bearbeitung eines Projektes einer elektrischen Straßenbahn einen Kredit von 6000 Mark zu bewilligen.

Die Hauptpunkte des Vertrags waren folgende:

1. Von der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft konzessionierten Albtalbahn sollte die Stadtgemeinde die Teilstrecke Brötzingen-Pforzheim übernehmen.
2. Nach Übergabe der Teilstrecke sollte die Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft den ganzen Betrieb auf dieser Strecke mit Ausnahme der Arbeiterzüge am Morgen und Abend einstellen. Letztere sollten nach wie vor auf den städtischen Straßenbahngleisen bis zum Leopoldsplatz verkehren dürfen.
3. Als Gegenleistung für den Verzicht auf die Konzession für die Teilstrecke usw. sollte die Stadtgemeinde der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft spätestens am 1. Juli 1910 einen Pauschalbetrag von 180 000 Mark bezahlen.

Dafür sollten in das Eigentum der Stadt übergehen die Gleisanlage, die bis zur Bahnanlage längs des Gleises gehörigen Grundstücke, die Wartehalle auf dem Leopoldsplatz und die Telefonanlage längs der Gleise. In den dem Vertrag beigegebenen Erläuterungen sind die umfangreichen Vorverhandlungen dargelegt, welche wegen des Baues einer elektrischen Straßenbahn vor allem mit der badischen Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft geführt wurden. Danach beschäftigte sich die Stadtverwaltung schon seit dem Jahre 1893 mit dem Plan einer elektrischen Straßenbahn. Im Jahre 1897 setzte der Stadtrat eine Spezialkommission ein; auf deren Vorschlag wurden Verhandlungen mit der Firma Lenz & Cie. in Stettin, als der Inhaberin der Konzession für die Albtalbahn, angeknüpft.

Es wurden dann 2 Vorschläge gemacht: Der eine ging dahin, dass die Stadtgemeinde sich eine Konzession für eine elektrische Straßenbahn Pforzheim-Leopoldsplatz – Eutingen und Pforzheim-BahnhofDill-Weißenstein verleihen lasse und diese Konzession an genannte Firma zum Bau und Betrieb durch sie (mit Recht auf spätere Übernahme in Regiebetrieb) übertrage.

Nach dem anderen Vorschlag sollte die Stadt auch das Kapital zum Bau beschaffen und den Betrieb auf 30 Jahre in Pacht geben. Bei näherer Prüfung der beiden Vorschläge zeigten sich nun vor allem die Notwendigkeit eines Projektes. Der Bürgerausschuss bewilligte deshalb am 14. Januar 1901 2000 Mark für Anfertigung eines Generalprojektes über die Errichtung einer elektrischen Straßenbahn in der Stadt und nach Nachbargemeinden. Von den vielen Angeboten, die auf Bekanntwerden dieses Beschlusses einkamen, wurde dasjenige der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft akzeptiert, für die 2000 Mark ein der Stadt zu überlassendes Vorprojekt zu fertigen. Dieses Projekt wurde, nachdem inzwischen auch die Gemeinde Dill-Weißenstein der Regierung ein eigenes Projekt über Erstellung einer elektrischen Bahn von Dill-Weißenstein nach der Gemarkungsgrenze Pforzheim vorgelegt hatte, schon im Sommer 1901 abgeliefert. Bei seiner Prüfung ergab sich, dass die Stadt nach der ungünstigen Rentabilitätsberechnung an den Bau der Außenlinien vorerst überhaupt nicht und auch an diejenigen im städtischen Weichbild (Leopoldsplatz – Gaswerk und Staatsbahn - Kallhardtsteg) nur herantreten könne, wenn auch die Linien Pforzheim-Leopoldsplatz - Brötzingen-Bahnhof einbezogen würden. Deshalb würden die Verhandlungen mit der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft angeknüpft, die zu dem bereits erwähnten Vertrag führten. „Die Gutheißung des Vertrages“ – sagt die stadträtliche Vorlage – „bedeutet für die elektrische Straßenbahn der Stadt Pforzheim das erste Glückauf zur Fahrt!“ – Die darin ausgesprochene Hoffnung auf Genehmigung des Vertrages verwirklichte sich jedoch nicht. Im Bürgerausschuss wurden 2 Anträge gestellt. Der eine, der sich deckte mit einer Petition von Bewohnern der Westlichen Karl-Friedrichstraße, verlangte, dass bis zum Jahre 1915 der vollständige Betrieb auf die Stadt übergehen und als Endpunkt der Lokalbahn die Emilienstraße festgesetzt werden solle. Ein weiterer Antrag wünschte Zurückweisung der Vorlage an den Stadtrat und Neuverhandlungen wegen des Betriebs der Bahn durch die Stadt unter völligem Ausschluss der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft.

Aufgrund der beiden Anträge beschloß schließlich der Bürgerausschuss einmütig, das der Stadtrat mit der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft in neue Verhandlungen wegen des vollständigen Ausschlusses ihres Betriebs eintreten und dem Bürgerausschuss dann eine neue Vorlage machen solle.

1909 Die weiteren Verhandlungen, die der Bürgerausschuss in seiner Sitzung vom 24. Februar 1908 gewünscht hatte, kamen erst im Herbst 1909 zum Abschluss. Geführt wurden sie auf der Grundlage einer völligen Ablösung der Lokaleisenbahn- Aktiengesellschaft auf der Strecke Pforzheim – Brötzingen. Verlangt hatte hierfür die Gesellschaft zunächst 500 000 Mark. Durch Verhandlungen vor dem Ministerium des Innern dem des Ministerium Auswärtigen, an denen seitens der Stadterwaltung der Oberbürgermeister, der Direktor des Elektrizitätswerk und einige Mitglieder der städtischen Kommission für den Bau der elektrischen Bahn teilnahmen, gelang es aber, die Summe zunächst auf 420 000 MK., dann auf 400 000 Mark und später noch auf 380 000 Mark zu ermäßigen. Schließlich bot die Stadtverwaltung auf Beschluss der Kommission äußerstens 370 000 Mark, ein Angebot das auch die Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft annahm. Dafür sollte mit dem 1. August 1911 jeder Betrieb der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft im Stadtbezirk aufhören, also sich nur noch erstrecken bis zum Lokalbahnhof in Brötzingen. Dieser neuerlichen Abstimmung stimmte der Bürgerausschuss am 21.September zu, nachdem noch durch einen Zusatz zum Vertrag als selbstverständlich die Erwartung ausgesprochen worden war, dass die Regierung von denjenigen Rechten , die ihr in der Konzessionsurkunde der Lokaleisenbahn-Aktiengesellschaft eingeräumt waren, nicht auch gegenüber der Stadtgemeinde Gebrauch machen werde. Gleichzeitig wurde zur weiteren Bearbeitung des Projekts der elektrischen Straßenbahn ein Kredit von 6000 Mark bewilligt. Ende der Eintragungen über die Straßenbahn.

Entnommen aus dem >Jahrbuch der Stadt Pforzheim< IX/X. Jahrgang . 1908/1909

nach 1945

Trotz schwerster Zerstörungen beim Luftangriff auf Pforzheim im Jahr 1945 wurde bis auf den Streckenabschnitt Hauptfriedhof - Hauptbahnhof das Streckennetz nach dem Krieg wieder instandgesetzt. Erst im Laufe der Wirtschaftswunderzeit begann man damit die Strecke nach und nach stillzulegen. 1955 gab es von der Pforzheimer Straßenbahn nur noch eine Linie, die in der Westlichen und Östlichen Karl-Friedrich-Straße vom Gaswerk bis Brötzingen (Kleinbahnhof), verkehrte. Alle früheren Straßenbahnlinien wurden durch O-Busse (Oberleitungsbusse) und Autobusse (Kraftstoffantrieb) ersetzt. Letztendlich wurde die Pforzheimer Straßenbahn im Jahre 1964 endgültig eingestellt.

Seit 2005 befindet sich der letzte Pforzheimer Straßenbahnzug - der inzwischen als technisches Kulturdenkmal in die Denkmalliste aufgenommen wurde - in der Restaurierung durch den Verein Historischer Nahverkehr Pforzheim e.V..

In der Vergangenheit gab es immer wieder Überlegungen die S5 ins Zentrum umzuleiten. Man erhofft dadurch einen Attraktivitätsbonus für die Pforzheimer Innenstadt.

Siehe auch

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