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Juden

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Straßenschild Barfüßergasse mit Hinweis auf historische Bezeichnung "Judengässlein"
Alte Synagoge an der Zerrennerstraße 26/28 in Pforzheim.
Alte Synagoge an der Zerrennerstraße 26/28 in Pforzheim.
Alte Synagoge an der Zerrennerstraße 26/28 in Pforzheim nach der Pogromnacht 1938.
Ruine der Alten Synagoge in Pforzheim.
Gedenkstein am Platz der Synagoge
Jüdischer Friedhof

Juden (Jehudim hebräisch:"יְהוּדִים") gehören seit dem Mittelalter zur Bevölkerung in der Region. Darunter die Juden südeuropäischer Herkunft (Sephardim hebräisch:"סְפָרַדִּים") sowie die Juden mittel- und osteuropäischer Herkunft (Aschkenasim hebräisch:"אַשְׁכֲּנָזִים").

Inhaltsverzeichnis

Pforzheim

Mittelalter

Aus dem Mittelalter gibt es spärliche Hinweise auf eine jüdische Gemeinde in Pforzheim. In den Berichten um die als Märtyrerin verehrte Margaretha von Pforzheim werden "die Juden" für ihre Ermordung im Jahr 1260 verantwortlich gemacht (vgl. auch Das von den Juden getötete Mägdlein (Sage)), ihre Hinrichtung als Schuldige wird beiläufig erwähnt. Auch eine zeitgenössische jüdische Quelle weist auf ein Pogrom an der jüdischen Bevölkerung Pforzheims in diesem Jahr hin; ihr kann man weiter entnehmen, dass zu den Opfern ein Rabbiner zählte, was auf die damalige Existenz einer etablierten jüdischen Gemeinde in Pforzheim hinweist.

Aus dem späten Mittelalter ist der Straßenname "Judengasse" oder "Judengässlein" überliefert, bei dem es sich wahrscheinlich um den westlichen Teil der heutigen Barfüßergasse handelte.

Neuzeit bis 1945

Die älteste bekannte Erwähnung eines jüdischen Betsaals in Pforzheim stammt von 1709. Im Jahr 1810 zählt die Jüdische Gemeinde in Pforzheim 95 Mitglieder; ihre erste Synagoge richtet sie 1812 an der Metzgerstraße ein.

Der repräsentative Nachfolgebau wird 1893 an der Zerrennerstraße 26, am heutigen Platz der Synagoge, eingeweiht: Die Alte Synagoge an der Zerrennerstraße 26/28 in Pforzheim. 1900 zählt die Jüdische Gemeinde 536 Mitglieder.

Mit der Machtergreifung des Nationalsozialismus am 30. Januar 1933 setzt die staatlich organisierte Judenverfolgung ein. Juden werden auch in Pforzheim aus dem Wirtschaftsleben gedrängt und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Die jüdische Bevölkerung Pforzheims umfasst im Juni 1933 noch 770 Personen.

Reichspogromnacht

Am Morgen des 10. November 1938 verwüstet die SA die Pforzheimer Synagoge. In der Folgezeit wandert ein Großteil der in Pforzheim lebenden Juden ins Ausland aus. Die Synagoge wird 1939 abgerissen, die Kosten hierfür der Jüdischen Gemeinde auferlegt.

Wagner-Bürckel-Aktion

Am 15. Oktober 1940 weist das badische Innenministerium im Rahmen der sogenannten "Wagner-Bürckel-Aktion" die ihm unterstellten Polizeidirektionen an, alle Juden auszuweisen, ausgenommen nur transportunfähige Kranke, ausländische Staatsangehörige und mit "Ariern" verheiratete Juden. Am 22. Oktober werden 186 Juden vom Güterbahnhof aus Pforzheim abtransportiert, darunter auch einige Personen, die zuvor in Königsbach wohnhaft waren, weitere neun ehemalige Pforzheimer BürgerInnen kommen aus anderen Gemeinden zum Transport nach Gurs hinzu, sodass die Gesamtzahl der aus Pforzheim Stammenden 195 beträgt. Nur wenige bleiben zurück, nach einem Bericht von 1941 leben noch 33 Juden in Pforzheim.

Die aus Baden und zur gleichen Zeit aus der Pfalz deportierten Juden kommen in das südfranzösische Lager Gurs und vegetieren dort unter katastrophalen hygienischen und sanitären Bedingungen. 28 Menschen sterben im Lager, 55 können gerettet werden. Fast alle der noch im Lager befindlichen Überlebenden werden ab 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz abtransportiert und dort ermordet.

Die jüdische Gemeinde nach 1945 bis zur Gegenwart

Die wenigen nach 1945 wieder zugezogenen jüdischen Personen gehörten lange zur jüdischen Gemeinde in Karlsruhe.

Erst in den 1980er-Jahren konnte die neue jüdische Gemeinde, die Israelitische Kultusgemeinde Pforzheim, gegründet werden.

Die neue Gemeinde richtete einen Betsaal in einem Haus am Marktplatz ein. Diesem folgte dann ein neuer Betsaal in der Zerrennerstraße am Waisenhausplatz.

Aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kamen in den 1990er-Jahren viele jüdische Gläubige zur Pforzheimer Gemeinde. Deshalb wurde 2003-2004 der Bau einer neuen Synagoge mit einem jüdischen Gemeindezentrum in den Kallhardtanlagen geplant. Dieser Plan wurde aber nicht verwirklicht.

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden konnte im Frühjahr 2004 das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank an der Emilienstraße 20/22 erwerben. Nach Plänen des Architekten Nathan Schächter wurde das Gebäude bis Anfang 2006 zu einem jüdischen Gemeindezentrum mit Synagoge, Schule und Gemeindeverwaltung umgestaltet.

Königsbach

In Königsbach gab es bis zur Judenverfolgung im Nationalsozialismus eine jüdische Gemeinde. Ihre 1834 erbaute Synagoge wurde ebenfalls in der Reichspogromnacht 1938 zerstört. Die meisten der noch verbliebenen Königsbacher Juden werden in "Judenhäuser" in Pforzheim und anderen Städten umgesiedelt und teilen in der Folge das Schicksal der anderen badischen Juden (siehe Wagner-Bürckel-Aktion).

Jüdischer Friedhof Königsbach

Ein jüdischer Friedhof ist in Königsbach noch erhalten. Am Rande des Wohngebiets "Steidig" liegt der 1872 gegründete jüdische Friedhof, auf dem 1940 die letzte Bestattung stattfand. Der Königsbacher Kaufmann Löw Stern machte den Kauf des Grundstücks für den Friedhof möglich. Bis dahin mussten die Toten der jüdischen Gemeinde Königsbach nach Obergrombach gebracht werden um dort beigesetzt zu werden. Löw Stern ist einer der circa 140 in Königsbach beerdigten Juden. Für die Opfer der NS-Zeit wurde auf dem Friedhof ein Gedenkstein errichtet.

Vaihingen an der Enz

Im Nationalsozialistischen Konzentrationslager wurden vorwiegend Juden zur Arbeit gezwungen, deshalb ist der Friedhof des Konzentrationslagers ein Jüdischer Friedhof.

Unterschwandorf (Kreis Calw)

In Unterschwandorf, heute Stadtteil von Haiterbach im südlichen Landkreis Calw, bestand von Ende des 18. Jahrhunderts bis 1861 eine kleine jüdische Gemeinde. Im Jahr 1801 wurde ein heute noch erhaltener jüdischer Friedhof angelegt, 1803 eine Synagoge erbaut. Zeitweise stellten Juden ein Drittel der Dorfbevölkerung und in den 1830er-Jahren mit Gottlieb Moses Dessauer sogar den ersten jüdischen Bürgermeister in Württemberg.

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts setzte jedoch eine zunehmende Ab- und Auswanderung der Unterschwandorfer Juden ein. 1860 war die jüdische Bevölkerung am Ort so weit geschwunden, dass die Muttergemeinde in Baisingen (heute Stadtteil von Rottenburg am Neckar) beschloss, die Synagoge zu schließen und das Gebäude zu verkaufen. Nachfolgend als Holzlager und Scheune genutzt, wurde es mit der Zeit baufällig und 1920 abgebrochen.

siehe auch

Literatur

Weblinks

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