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Altes Emma-Jaeger-Bad

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Das Alte Emma-Jaeger-Bad in Pforzheim
Das Emma-Jager-Bad ist nach der Mäzenatin Emma Jaeger benannt

Das Alte Emma-Jaeger-Bad in Pforzheim entstand dank einer Stiftung der Pforzheimer Mäzenatin Emma Jaeger (1830-1900), nach der es auch benannt ist. Emma Jaeger hatte in ihrem Testament die Summe von 494.000 Goldmark und den Erlös ihres Anwesens für den Bau eines Volksbades bestimmt. Bis dahin hatte es kein öffentliches Bad in Pforzheim gegeben.

Das denkmalgeschützte Bad an der Emma-Jaeger-Straße 20 wurde im Jahre 2011 wegen Bau- und Statikmängeln für den Badebetrieb geschlossen. Auf 1.000 Quadratmetern des historischen Bades wurde 2014 das EMMA – Kreativzentrum Pforzheim eröffnet.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung und Geschichte

Emma-Jaeger-Bad, vor der Zerstörung, noch mit Frauenschwimmhalle (links).
Ruine des Alten Emma-Jaeger-Bades mit zerstörter Frauenschwimmhalle, 1945.
Ruine des Alten Emma-Jaeger-Bades mit zerstörter Frauenschwimmhalle, 1945.

Schon im Jahr 1890 trat Bezirksassistenzarzt Dr. Katz in der Badekommission für die Errichtung eines Regen- oder Brausebades ein und schlug als Platz hierfür das alte Schlachthaus oder das alte Theatergebäude vor. Es wurden dann auch für das Wörtz'sche Anwesen auf dem Waisenhausplatz Skizzen gefertigt, die aber dem Rathausbrand an Ostern 1891 in der Hauptsache verloren gingen. Im Herbst des gleichen Jahres trat die Angelegenheit in ein neues Stadium, als aus dem Nachlass des Gerbers Becker das Anwesen Große Gerberstraße Nr. 40 erworben wurde. Dieses Anwesen bot für Anlage einer Volksbibliothek und eines Volksbades reichlich Platz. Das Volksbad sollte aber nicht mehr, wie früher, nur Brausebäder erhalten, sondern auch Wannenbäder und tunlichst auch eine Schwimmhalle. Das Projekt jedoch wegen anderer Projekte (Rathausneubau, Bau des Elektrizitätswerks, Bau des Saalbaus usw.) zunächst aber verschoben. Inzwischen wurden jedoch aus Überschüssen der Sparkasse alljährlich Beträge an einen Volksbadefond überwiesen, der im Jahr 1895 auf etwa 100.000 Mark angewachsen war. Nun wurde auch die Badbaufrage wieder aufgegriffen und eine vom Stadtrat eingesetzte Sonderkommission beauftragte schließlich das Hochbauamt mit der Ausarbeitung von Plänen eines Bades mit einer Schwimmhalle von 10 x 20 m und 25 Wannenbädern. Die Projektarbeiten gingen aber nur langsam von statten.

Im Jahr 1900 stiftete Emma Jaeger geb. Kiehnle der Stadtgemeinde testamentarisch außer anderen reichen Zuwendungen den Betrag von 350.000 Mark für die Errichtung einer Koch- und Haushaltungsschule oder zum Bau eines Volksbades. Der Bürgerausschuss entschied sich für Verwendung des Geldes für ein Volksbad. Nunmehr wandte sich die Kommission der Platzfrage zu und ließ Projektskizzen fertigen für das Gerber Becker'sche Anwesen, den Platz von Benckiser und Common am Katzenwässerlein und von Finter in der Westlichen Karl-Friedrich-Straße. Außerdem wurde noch versucht, durch Ausschreiben weitere Plätze zu erhalten. So bekam man schließlich 10 mögliche Bauplätze zur Wahl. Die Kommission und der Stadtrat entschieden sich für die Plätze von Benckiser und Common am Katzenwässerlein. Infolge des Widerspruch der Oststadt kam jedoch die hierauf bezügliche stadträtliche Vorlage gar nicht zur Verhandlung im Bürgerausschuss. Die Mehrheit entschied sich vielmehr aufgrund vertraulicher Besprechung für das Gerber Becker'sche Anwesen auf der Insel, worauf noch beschlossen wurde, zur Erstellung des Bades auf diesem Platze weiteres Gelände von Dr. Wieland für 80.000 Mark hinzu zu erwerben.

Am 10. März 1902 bewilligte dann der Bürgerausschuss 6.000 Mark für einen allgemeinen Architektenwettbewerb. Durch ihn erhielt die Stadtverwaltung reichliches Material; keines der Projekte hätte aber unverändert ausgeführt werden können. Deshalb erfolgte eine Überarbeitung der verschiedenen Pläne sowie die Besichtigung der Bäder in München, Augsburg, Gmünd, Karlsruhe und Straßburg. Erst danach wurde nach eingehenden Beratungen in der technischen Kommission, Badbaukommission, im Ortsgesundheitsrat und im Stadtrat dem Bürgerausschuss Vorlage gemacht.

Glücklicherweise erledigte sich dabei die Frage der Mittelbeschaffung am leichtesten. Nach dem Stand vom 1. Januar 1901 betrug der Volksbadefond, einschließlich der Frau Emma-Jaeger-Stiftung, 753.109,69 Mark. Nach Abzug der für das Wieland'sche Anwesen bezahlten 70.000 Mark (die restlichen 10.000 Mark hatte das Elektrizitätswerk für Wasserkraft bezahlt), und der für Schlagen eines Brunnens bewilligten 2.945,44 Mark standen als Baumittel 680.155,25 Mark zur Verfügung. Unter der Annahme, dass der Bau drei Jahre beanspruche und deswegen an Zinsen ein Zuwachs von 40.000 Mark ergeben werde, war demnach mit einer Gesamtsumme von 720.000 Mark zu rechnen. Die Kosten des Baues waren demgegenüber auf 775.000 Mark veranschlagt, sodass die Stadtgemeinde von sich aus, wenn auf eine Vergütung für das Areal des früher Gerber Bercker'schen Anwesens verzichtet wurde, nur einen Barbeitrag von 55.000 Mark zu leisten hatte. Demgemäss lautete der Antrag an den Bürgerausschuss, den vom früheren Gerber Becker'schen Anwesen nötigen Platz einschließlich der darauf befindlichen und niederzulegenden Gebäuden unentgeltlich zur Verfügung zu stellen und den Bauaufwand von 775.000 Mark bis zur Höhe von 720.000 Mark aus dem Badefond und dem Rest von 55.000 Mark durch Kapitalaufnahme, ohne Verbindlichkeit zum Rückersatz, zu bestreiten.

Das Baurojekt nahm auf die größtmöglichste Übersichtlichkeit des Betriebs, bequeme und direkte Zugänge zu den einzelnen Abteilungen, Trennung der Geschlechter von einander und weitgehendste Ausnützung des vorhandenen Geländes Bedacht. Ferner wurde Wert gelegt auf eine bequeme und gediegene Ausstattung, auf gute Beheizung und Lüftung.

Die auf einem Bauplatz von 2.300 qm zu erstellende Anlage umfasste Schwimmbäder (Männerschwimmhalle und Frauenschwimmhalle), Schwitzbäder, Wannenbäder I., II. und III. Klasse, Brausebäder, medikomechanische Bäder und auf der Terrasse über dem 2. Obergeschoss ein Licht-, Luft- und Sonnenbad. In der Bürgerausschusssitzung, zu der auch ein Modell ausgestellte war, wurden noch verschiedene Wünsche und Anregungen für die Ausführung geäußert und von einigen Stadtverordneten sogar Zurückstellung der Abstimmung und Umänderung des Projekts durch Ausdehnung des Baues bis zur Gerberstraße (Mitbenützung des Geländes der Volksbibliothek und des Gänzle'schen Platzes) gewünscht. Diesem Wunsch trat jedoch die Mehrheit des Bürgerausschusses entgegen, sodass schließlich die Vorlage ohne Gegenstimme angenommen und 1909 mit dem Bau begonnen wurde.

Das Bad wurde 1911 eröffnet.

Die Frauenhalle wurde beim Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 zerstört.

Am 19. Dezember 1949 wurde die Alte Schwimmhalle mit 6 Brause- und 28 Wannenbäder wieder eröffnet. Im Mai 1950 wurden die medizinischen Bäder eröffnet. Im Dezember 1950 erfolgte die Einweihung des irisch-römischen Dampfbades, das mit 25 Liegebetten, einem Heißluftraum mit Temperaturen bis 70° und einem Feuchtluftraum mit Temperaturen bis 45° ausgestattet war.

1954 wurde eine zusätzliche Neue Schwimmhalle an der Gerberstraße 4 erbaut.

1985 wurde der Altbau mit Schaufassade, alter Schwimmhalle, medizinischer Bäderabteilung, Dampfbad und Eingangshalle renoviert.

Die alte Schwimmhalle wurde Ende 2011 wegen Bau- und Statikmängel geschlossen. Auf 1.000 Quadratmetern des historischen Bades wurde 2014 das EMMA – Kreativzentrum Pforzheim eröffnet.

Architektur und Ausstattung

Emma-Jaeger-Bad, alte Maennerschwimmhalle (Länge 23,30 m, Breite 11,10 m).
Emma-Jaeger-Bad, alte Frauenschwimmhalle (Länge 15 m, Breite 8,50 m).
Emma-Jaeger-Bad, altes irisch-römisches Dampfbad.

Die Gebäude der alten Schwimmhalle entstanden 1909–1911 nach Plänen des Stadtbaumeisters Alfred Roepert in einem Mischstil aus Neorenaissance und Jugendstil. Die Mitte der Enzuferfront nahm der von Erkern flankierte Verwaltungsbau ein. Im Osten schließt sich die Alte Schwimmhalle (ursprünglich Männerschwimmhalle) und nach Westen die 1945 zerstörte Frauenschwimmhalle an.

Geschmückt wurde die Schaufassade durch viele Jugendstildetails: verschiedene Fensterformen und -größen, viele Tierplastiken, schöne Ornamente in Ovalformen, dazu Rosengirlanden und große Masken. Die plastischen Arbeiten schufen die Pforzheimer Bildhauer Gustav Schultheiß und Wilhelm Ordner. Das Hauptportal schmückten ursprünglich bekrönende Figuren. Die Eingangshalle von 1911 zeigen noch Teile der Jugendstil-Ausstattung. Der Mosaik-Fries in der Eingangshalle wurde nach einem Entwurf des Malers Julius Müller-Salem ausgeführt. Das Fries zeigt acht musizierende und Blumen windende Putten, sie umringen einen Brunnen. Die Putti tanzen um diesen Springbrunnen. Das antikisierende Motiv ist aus einer Trinkhalle in Baden-Baden entlehnt. Die Inschrift erinnert an die Stifterin des Stadbades: DER EDLEN STIFTERIN FRAU EMMA JAEGER GEWIDMET. Daher wird das Mosaik-Fries an der Eingangshalle auch als das Stifter-Fries bezeichnet.

An der Eingangshalle und Kasse erfolgte die Trennung der Geschlechter. Hier fand auch die Wäscheausgabe statt. Von der Kasse aus gelangt man rechts über einen Flur zur Alten Schwimhalle (urprünglich Männerschwimmhalle). Die Halle orientiert sich an der Architektur der antiken römischen Thermalbäder.

Die dreischiffige Schwimmhalle wurde in Basilikaform errichtet, wobei das Mittelschiff bis 1974 von einem großen Tonnengewölbe überspannt wurde. Diese Jugendstil-Gewölbe wurde 1974 abgehängt, eine Zwischendecke eingezogen und eine Flachdecke eingesetzt. Das mit bläulich glasierten Platten verkleidete Becken hat eine Länge von 23,30 m und eine Breite von 11,10 m. Das Schwimmbad hat eine Stein-Einfassung. Um das Becken herum und auf der Empore waren insgesamt 62 Umkleidekabinen mit umlaufender Galerie angeordnet. Die Frauenschwimmhalle wies auch ein Tonnengewölbe auf. Das Schwimmbecken der Frauenschwimmhalle hatte eine Länge von 15 m und eine Breite von 8,50 m.

Die künstlerischen Ausgestaltung des Irisch-Römischen Dampfbades nach dem zweiten Weltkrieg besorgten der Pforzheimer Innenarchitekt Jockel Montenbruck und der Künstler Edward Mürrle. Der Pfeilerschmuck im Dampfbad zeigt Vogel- und Fischmotive als bunte Steinreliefs von Mürrle. Er verkleidete die vier Säulen des Bassin-Raumes mit dekorativen Lithotarsien.

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